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Entwicklung einer Checkliste zur mitarbeiterfreundlichen Implementierung von KI-Arbeitssystemen

Neben der Nutzung von KI im privaten Alltag gewinnt KI als Innovationstreiber zunehmend an Bedeutung in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Auch die Bundesregierung appelliert an KMUs vermehrt KI zu nutzen, um Potentiale und Chancen auszuschöpfen [1].  Nichtsdestotrotz wäre es naiv anzunehmen, dass die bloße Bereitstellung eines KI-Systems im Unternehmen sich als Selbstläufer für den Unternehmenserfolg etabliert [2]. Viel mehr ist das reibungslose Zusammenspiel zwischen den Mitarbeitenden und der Maschine von großer Bedeutung, um langfristig Erfolge durch die Nutzung von KI-Systemen zu erzielen. Wird das KI-System von Mitarbeitenden nämlich nicht akzeptiert, so kann dies ein Hemmnis für die KI-Nutzung darstellen [3]. Dabei spielt der Mensch eine zentrale Rolle, zumal die Arbeitsfähigkeit von Mitarbeitenden durch den Einsatz von KI-Systemen direkt beeinflusst wird [4].

Um Wirkungsgrößen beim Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine zu erfassen und Unternehmen für eine mitarbeiterfreundliche Implementierung von KI-Arbeitssystemen zu sensibilisieren, wurde im Rahmen eines Entwicklungsprojekts die Arbeitsfähigkeit von Mitarbeitenden in produzierenden Unternehmen vor dem Kontext einer KI-Einführung untersucht. Das Ziel bestand darin, eine Checkliste –  im Sinne eines Handbuches mit integrierten Handlungsempfehlungen – für eine mitarbeiterfreundliche Implementierung von KI-Arbeitssystemen zu erstellen, die produzierenden Unternehmen bei Ihrem KI-Vorhaben unterstützt.

Hierzu wurde eine qualitative Studie durchgeführt, um die Akzeptanz- und Vertrauensbildung bei der Einführung von KI-Arbeitssystemen zu ergründen. Es wurden 15 Interviews durchgeführt, darunter KI-Expert*innen, Manager*innen sowie Mitarbeiter*innen in produzierenden Unternehmen. Dabei wurden allen Teilnehmenden drei kurze Videosequenzen vorgestellt, die unterschiedliche KI-Autonomiestufen visualisieren. Das erste Szenario stellt ein gering-autonomes, das zweite ein teilautonomes und das dritte ein vollautonomes KI-System dar.

Die Auswertung der Interviews zeigte, dass der bloße Prozess einer mitarbeiterfreundlichen Implementierung [4] sich nicht aufgrund der unterschiedlichen KI-Autonomiestufen verändert. Vielmehr konnte ein Einfluss der jeweiligen KI-Arbeitssysteme auf die Arbeitsfähigkeit von Mitarbeitenden festgestellt werden. Diese Auswirkungen zeigten Unterschiede in der Intensität und Schnelligkeit des Akzeptanz- und Vertrauensaufbaus auf. Demnach werden die Komponenten der Arbeitsfähigkeit (Arbeit, Kompetenzen, Werte & Gesundheit) unterschiedlich stark durch die jeweiligen KI-Systeme beansprucht, wodurch sich die Notwendigkeit ergibt, mit entsprechend angepassten Maßnahmen zu reagieren.

Um dies zu ermöglichen, musste zunächst die Komplexität der Mehrdimensionalität dieser zusammenhängenden Komponenten reduziert werden, um einen Gestaltungsrahmen für die Checkliste zur mitarbeiterfreundlichen Implementierung von KI zu erstellen. Dafür wurden alle drei Dimensionen (1) Autonomie des KI-Systems, (2) Prozessorientiertes Vorgehen zur Schaffung von Akzeptanz und Vertrauen bei Mitarbeitenden sowie (3) die Arbeitsfähigkeit zusammengeführt. Die Zusammenführung der Dimensionen wird in der folgenden Abbildung visualisiert.

Abbildung 1: Mehrdimensionaler Gestaltungsrahmen zur mitarbeiterfreundlichen Implementierung von KI-Systemen (Darstellung nach Werens & von Garrel [5])



Auf Basis dieses Strukturierungsrahmens sind zu jeder Achsenkombination Handlungsempfehlungen für Unternehmen entwickelt worden, die mithilfe von Erkenntnissen der qualitativen Studie sowie der Berücksichtigung weiterführender Literatur erstellt worden sind.

Die Anwender*innen der Checkliste – primär Personen aus der Management- oder Führungsebenen – erhalten zu jeder Phase der Implementierung jeweils „kurze Checklisten“, welche in einem komprimierten Format darstellen, welche Aspekte in der jeweiligen Phase beachtet werden sollten. Unternehmen können sich so einen Überblick verschaffen, inwiefern bereits bestimmte Punkte im bisherigen Implementierungsprozess berücksichtigt wurden. Diese Selbsteinschätzung soll die Erkennung von Handlungsbedarfen erleichtern und nach der Auswahl des entsprechenden KI-Systems direkt zu den dazugehörigen Handlungsempfehlungen führen.

Die gesamten Inhalte der Checkliste sollen Unternehmen dazu sensibilisieren und motivieren, eine mitarbeiterfreundliche Perspektive bei der Einführung von KI-Systemen einzunehmen, um eine möglichst erfolgreiche und nachhaltige Nutzung von KI zu fördern.

Das folgende Video bietet Ihnen einen kurzen Einblick in die Inhalte und Anwendung der Checkliste für eine mitarbeiterfreundliche Implementierung von KI-Arbeitssystemen:




[1] Bundesregierung (2021) KI-Strategie angepasst und aktualisiert. In Schlaglichter der Wirtschaftspolitik (Monatsbericht 02/2021)

[2] Urbach, N., Häckel, B., Hofmann, P., Fabri, L., Ifland, S., Karnebogen, P., … & Protschky, D. (2021). KI-basierte Services intelligent gestalten: Einführung des KI-Service-Canvas.

[3]Lundborg M, Märkel C (2019) Künstliche Intelligenz im Mittelstand: Relevanz, Andwendungen, Transfer – Eine Erhebung der Mittelstand-Digital Begleitforschung

[4] Jung, M, Von Garrel, J. (2021) Mitarbeiterfreundliche Implementierung von KI-Systemen in Bezug auf Akzeptanz und Vertrauen. In Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis (TATuP)

[5] Werens, S. Von Garrel, J. (2022) Sustainable implementation of artificial intelligence (AI) and its influence on the work ability in the manufacturing sector. Conference Paper for the 5th European Technology Assessment Conference in Karlsruhe 2022.

Autor:in

Samantha Werens
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Hochschule Darmstadt, University of Applied Sciences

Autor:in

Jörg von Garrel
Professur für Prozess- und Produktinnovationen mit Schwpkt. quantitative Sozialforschung
Hochschule Darmstadt, University of Applied Sciences

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Samantha Werens
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

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Jörg von Garrel
Professur für Prozess- und Produktinnovationen mit Schwpkt. quantitative Sozialforschung

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